Äthiopiens größte Geschichte in deutschen Kinos!
„Das Mädchen Hirut" starte heute in die deutschen Kinos. Eine wahre Geschichte aus Äthiopien.
Erst ein Jahr zuvor trat die „Verfassung der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien“ in Kraft. In dieser noch jungen Demokratie sind vor dem Grundgesetz zwar alle gleich, doch die patriarchale Gesellschaft ist tief verwurzelt:
Die Anwältin Meaza Ashenafi, gespielt von Meron Getnet, setzt sich für die Rechte von Frauen und Kindern ein. Als die 14-jährige Hirut Assefa, gespielt von Tizita Hagere, gemäß der ländlichen Tradition Telefa von ihrem künftigen Ehemann entführt und vergewaltigt wird, verändert eine Sekunde alles. Ein unbeobachteter Moment und Hirut erschießt ihren Peiniger. Sie hat keine andere Wahl. Doch das Rechtssystem Äthipioiens der 1990er Jahre steht nicht auf Seiten der Frauen, vor Gericht droht ihr die Todesstrafe. In dieser verzweifelten Situation trifft Hirut auf die Anwältin, die immer wieder Frauen vor Gericht vertritt. Was dann passiert, verändert Äthiopien und hält bis heute an.
Die Gewalterfahrungen junger Frauen sind vielschichtig. In „Das Mädchen Hirut“ kommt vor allem eine Seite deutlich zum Vorschein: die Zwangsehe.
Realisiert werden konnte Regisseurin Zereesenay Berhane Meharis Spielfilmdebüt unter anderem dank finanzieller Unterstützung von Hollywoodstar und UN-Botschafterin Angelina Jolie, Amnesty International und Terre des Femmes. Trotz diverser Angebote von Produzenten, Meharis Drehbuch auf Englisch zu verfilmen, lehnte sie ab. Ihr Film sollte unbedingt in Äthiopien und auf Amharisch produziert werden. „Er sollte auch für die Menschen zugänglich sein, die tatsächlich in einer solchen Situation stecken und mit den veralteten Traditionen leben.“, rechtfertigt Mehari ihre Entscheidung.
„Difret“, wie der Film im Original heißt, bedeutet in weitesten Sinne so etwas wie „mutig sein“ auf Amharisch. Gleichzeitig kann es aber auch wie „vergewaltigt werden“ übersetzt werden. Da diese Doppeldeutigkeit im Deutschen nur schwer wiederzugeben ist, entschied man sich vor einer Veröffentlichung hier für einen alternativen Filmtitel. „Das Mädchen Hirut“ lehnt an den Namen des Erfolgsfilms „Das Mädchen Wadija“ (Haifaa Al Mansour) von 2014 an. Auch dieser handelte von patriarchalischen Strukturen.
„Jeder in Äthiopien kennt die Geschichte und zumindest kann eine Frau jetzt zur Polizei gehen, Anklage erheben und ein Gerichtsverfahren anstrengen.’Hirut“‚ so viel ist sicher, bringt in jeder Hinsicht Veränderung nach Äthiopien.“, so die reale Anwältin Ashenafi.
Hao Nguyen
Foto: Day Three, 2009. Colour study, Curzon Soho von anthony lui/ flickr, CC BY-SA 2.0