Äthiopisch-eritreeische Esskultur: Fleischlos glücklich

Äthiopisch-eritreeische Esskultur: Fleischlos glücklich

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Ein Vorschlag für die Festtage.

Die äthiopische und eritreeische Küche zeichnet sich besonders durch ihre vegetarische und veganen Seite aus. Oft gilt sie als veganste Küche der Welt. Aufgrund der christlich-orthodoxen Geschichte der beiden Länder und die damit einhergehende Lebensweise der Gläubigen gelten Mittwoch und Freitag als Fastentage und an diesen wird auf Fleisch verzichtet. Damit es nicht langweilig wird, sind im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche und vielfältige vegetarische Gerichte und Speisen entstanden aus denen sich eine einzigartige fleischlose Esskultur entwickelt hat.

Wer in den Genuss der äthiopischen und eritreeischen Küche kommen will, muss nicht zwangsläufig den über 5.000 Kilometer weiten Weg nach Ostafrika auf sich nehmen. In fast jeder größeren Stadt in Deutschland, Österreich und der Schweiz lässt sich ostafrikanische Gastronomie finden. Besonders im Rhein-Main-Gebiet, in Frankfurt am Main und Umgebung finden sich auffällig viele äthiopische und eritreeische Restaurants. Fast jeder fünfte Hesse mit Migrationshintergrund hat äthiopische oder eritreeische Wurzeln. Das spiegelt sich auch im Restaurantangebot des Rhein-Main-Gebiets wider.

Der aktuelle Vegan-Trend hat die Nachfrage nach ostafrikanischer Küche in den letzten Jahren noch deutlich verstärkt, zumindest unter Insidern, die erkannt haben, dass sich die ostafrikanischen Gerichte durch ihre vegetarischen Inhalte auszeichnen. Zutaten sind das eine, Qualität der Speisen etwas anderes. Zuletzt kürte das Frankfurt Journal die besten afrikanischen Restaurants der Stadt, wobei die vier besten Plätze äthiopische und eritreeische Gaststätten belegten. Das „Demara“ im Frankfurter Nordend überzeugt im modernen Ambiente mit traditionellen äthiopischen Gerichten. Der monatliche Kochkurs im „Demara“ zeigt, die Nachfrage äthiopische Küche zu Hause nachzukochen ist groß. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer des „Demara“ bestätigt er: „Die äthiopische Küche ist vegetarisch verortet, viele Gerichte sogar vegan“. Die Nachfrage nach den veganen Gerichten in seinem Lokal habe in den letzten Monaten stark zugenommen, so dass er inzwischen wöchentlich neben dem normalen, fleischhaltigen Büffet am Donnerstag, eine vegetarische und vegane Büffet-Alternative am Mittwoch serviert.

Des Weiteren findet sich in Frankfurt noch das gemütliche „Injera“. Mit seiner zentralen Lage punktet das Lokal mit authentisch äthiopisch-eritreeischer Küche. Das Herzstück bildet die sogenannte Veggy-Platte. Das namensgebende Injera macht die Einzigartigkeit der äthiopisch-eritreeischen Küche aus. Das schwammartige, aus Sauerteig gebackene Fladenbrot dient als glutenfreie Grundlage für so gut wie jede Beilage. Der Sauerteig aus sogenanntem Teff, einem Zwerghirsemehl, ist reich an Kalzium, Magnesium, Eisen und Ballaststoffen. Das Teff, das zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheitsgeschichte zählt, steht darüber hinaus im Verdacht vorbeugend gegen Krebs zu wirken. Injera ist Superfood und in Äthiopien und Eritrea längst ein Hauptnahrungsmittel. Und weil es nicht immer vegetarisch sein muss, kann man zu diesem Brot alles mögliche reichen, auch Fleisch und insbesondere Saucen. Die Wot genannten Saucen stellen das Fundament vieler Speisen. Rote Linsen, Kichererbsen, Spinat, Bohnen, Weißkohl oder Okraschoten mit dem pikanten Gewürz Berbere vermengt, verleihen jedem Wot seine besondere Note. Berbere ist eine individuelle Mischung aus Chili, Ingwer, Koriander, Piment, Knoblauch und Nelken, so gut wie jede Familie hat ihre eigene Mixtur.

Neben der vegetarischen Grundlage zeichnet sich die äthiopisch-eritreeische Küche eben auch durch ihre Vielfalt aus. So wird es auch an den Fastentagen nie langweilig.

Rezept für das Fladenbrot Injera

Zutaten für circa 4 Personen
250 Gramm Teffmehl
125 Gramm Hirsemehl
125 Gramm Maismehl
1 Würfel Hefe
2 Liter Wasser

Zubereitung
Den Würfel Hefe in einer Tasse lauwarmen Wasser und 2 Löffeln Teffmehl vermengen und für etwa eine Stunde an warmen Ort ruhen lassen. Den Rest des Teffmehl, das Hirsemehl, das Maismehl und die 2 Liter Wasser hinzugeben und gut durchkneten bis der Teig sehr weich und geschmeidig wird. Das der Teig relativ flüssig ist, ist gant normal. Anschließend zudecken und erneut an einem warmen Plätzchen ruhen lassen lassen. Später lässt sich der Teig kinderleicht mit einer Schöpfkelle in eine heißen am besten gusseiserne Pfanne gießen und wie Pfannkuchen ausbacken. Sobald das Fladenbrot Blasen schlägt die Pfanne mit einem Deckel zudecken und schon kurze Zeit später ist das Injera fertig.

Msir – Wot mit roten Linsen

500 Gramm rote Linsen
gehackte Zwiebeln
1 Knoblauchschote
500ml Wasser
200 Gramm gehackte Tomaten
etwas Sonnenblumenöl
1 TL Berbere oder 1TL Curry
0,5 TL Kurkuma
Salz und Pfeffer

Zubereitung
Die Zwiebeln, den Knoblauch, das Berbere, Kurkuma und die Tomaten in einen tiefen Topf geben und in Sonnenblumenöl anbraten. Später kommen die roten Linsen hinzu, die mit 500ml Wasser aufgegossen werden. Sobald die Linsen das Wasser aufgesogen haben, ist das Msir auch schon fertig. Kinderleicht.

Miriam Fisshaye

titel_lonam_juni2017Ein Beitrag aus der LoNam-Ausgabe 03/2017 mit dem Schwerpunkt „Wieviel Afrika steckt in unseren Speisen?“. Die Einzelausgabe mit vielen anderen Beiträgen ist bestellbar unter: abo(at)lonam(.)de

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