„An zwei Fronten kämpfen“ – die DR Kongo zwischen Ebola und Corona

„An zwei Fronten kämpfen“ – die DR Kongo zwischen Ebola und Corona

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Bilder, wie sie in Europa jetzt ebenfalls Teil des Alltags werden, sind in der DR Kongo nichts Neues. Photo Credit: CDC/ Ethleen Lloyd - This media comes from the Centers for Disease Control and Prevention's Public Health Image Library (PHIL), with identification number #1674. public domain; Gemeinfrei.

Heute wäre der Tag gewesen, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgesehen hatte, offiziell das Ende des 10. Ausbruchs der Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) zu verkünden. Doch am Wochenende, nur zwei Tage vor dem Datum der positiven Verlautbarung, wurde laut Malteser International und WHO Africa ein neuer Fall von Ebola in der Stadt Beni bekannt. Andere Quellen berichten sogar von zwei Todesfällen, dem eines 26-jährigen Mannes und eines jungen Mädchens. In Reaktion auf die neuen Infizierungen seien in Kinshasa diverse Gebäude, vor allem institutionelle und kommerzielle Zentren, desinfiziert worden. Der letzte Ebola-Patient der DR Kongo war am 3. März aus der Behandlung entlassen worden. Der Ausbruch kann jedoch erst nach der doppelten Inkubationszeit, die ohne neue Infizierungen vergeht, als beendet erklärt werden, was im Falle von Ebola einer Dauer von 52 Tagen entspräche.

Nachdem in den vergangenen Jahren laut Zahlen vom 10. April 2020 über 2.276 Menschen am Ebola-Virus verstorben sind, breitet sich nun auch allmählich das Coronavirus in der DR Kongo aus. Bis zum Osterwochenende waren insgesamt 223 Infizierte im Land gemeldet worden. Wie in vielen afrikanischen Ländern waren auch hier die ersten Infizierten Menschen, die aus dem Ausland eingereist waren. Seit dem 24. März sind alle Grenzen der DR Kongo geschlossen; Präsident Tshisekedi rief den Nationalen Notstand aus.

„Das Gesundheitssystem muss nun an zwei Fronten kämpfen: Gegen das Ebola-und das Coronavirus. In diesem konfliktreichen Land wird das eine große Herausforderung werden. Mit einem so rasanten Anstieg von Corona-Patienten, wie wir es derzeit in Europa erleben, wäre das Gesundheitssystem völlig überfordert. Intensivbetten, Beatmungsgeräte, Schutzmasken: Es mangelt in diesem Land an allem. Eine weitflächige Ausbreitung des Coronavirus wäre für die Menschen eine Katastrophe und würde für viele den Tod bedeuten“, sagt Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung von Malteser International.

Auf der anderen Seite sehen viele Expert*innen gerade in den Erfahrungen des Landes mit Ebola einen entscheidenden Vorteil für Länder wie die DR Kongo. Dr. Aaron Aruna, Direktor für Krankheitsbekämpfung des Gesundheitsministeriums des Landes bestätigt: „Dass die Früherkennungssysteme für Ebola bereits in Betrieb waren, machte es einfach für uns, auch mit dem Screening für Coronavirus-Erkrankungen zu starten.“

Aufgrund der engen Verbindungen mit und stets hohem Reiseaufkommen von und nach China, zählte das afrikanische Land auch von Seiten der WHO von Beginn der Pandemie an zu den 13 Ländern, in denen Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Verbreitung des Virus Priorität hatten. Schon Mitte Januar begann der Minister für Öffentliche Gesundheit der DR Kongo, Dr. Eteni Longondo, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Ein Komitee zur Vorbereitung auf Corona wurde schon früh ins Leben gerufen.

Das National Institute of Biomedical Research (INRB) in Kinshasa ist außerdem eine der Forschungseinrichtungen, die die Möglichkeiten zur Testung von Proben auf COVID-19 seit den Anfängen der Pandemie boten. Auch hier war die notwendige Ausrüstung “dank” Ebola bereits vorhanden. Professor Jean-Jacques Muyembe, Generaldirektor des INRB sagt außerdem: “Seit des 10. Ebola-Ausbruchs haben selbst Provinzen, in denen keine Fälle auftauchten, Früherkennungssysteme installiert, die Reisende untersuchten, und das Händewaschen bewarben. Diese Maßnahmen sind dieselben, die zur Bekämpfung des Coronavirus gebraucht werden.“ Auch Labors in Goma and Lubumbashi seien für die Testungen auf COVID-19 ausgerüstet worden.

Letztendlich gibt es allerdings auch wesentliche Unterschiede zwischen Ebola und COVID-19; einer davon ist: Für die Behandlung von COVID-19-Patient*innen werden Beatmungsgeräte benötigt, die bisher in nicht ausreichender Anzahl vorhanden seien. Dies und die doppelte Belastung durch gleich zwei bedrohliche Viren ist der Grund, weshalb nun viele Organisationen zur Unterstützung der DR Kongo aufrufen.

Mehr zum Coronavirus und seinen Auswirkungen für afrikanische Länder und die Diaspora lesen Sie in der neuen Ausgabe der LoNam!

 

Julia Bittermann