Bassekou Kouyate & Ngoni Ba
Der 1966 in Garana, einer kleinen Stadt südöstlich der malischen Hauptstadt, geborene Bassekou Kouyate entspringt einer der bedeutendsten Griot-Familien Afrikas.
Als Griots werden in Westafrika Künstler bezeichnet, die unter anderem epische Texte in Form von Gesang vortragen. Sie tragen durch ihre mündlichen Überlieferungen dazu bei, dass die Geschichte von Familien, Namen und Ländern weitergegeben wird. Darüber hinaus fungieren sie als Diplomaten, Berater, Übersetzer, Vollblutmusiker natürlich und vieles mehr. Das Sprichwort „Wenn ein Griot stirbt, ist es, als würde eine ganze Bibliothek verbrennen“, umschreibt ihre Bedeutung in westafrikanischen Gesellschaften sehr treffend.
Die Kunst der Ngoni-Spielens wurde Bassekou Kouyate bereits im Alter von 12 Jahren von seinem Vater beigebacht. Dieses drei- bis vierseitige Instrument erinnert an das, was man hierzulande als Spießlaute kennt.
Ende der Achtziger Jahre zog er nach Bamako. Dort kam er mit internationalen Musikern in Kontakt. Auftritte auf den Platten von Ali Farka Touré und Taj Mahal verhalfen ihm schließlich zu internationaler Beachtung. Auch seine Frau Ami Sacko lernte Kouyate in der malischen Hauptstadt kennen. Mit ihr gründete er schließlich die Band „ Ngoni Ba“, die heute zusätzlich aus zwei Perkussionisten und drei weiteren Ngonispielern besteht.
Ihr Debütalbum „Segu Blu , welches im Jahre 2007 erschien, feierte große Erfolge und wurde im Folgejahr schließlich mit dem BBC World Musik Award ausgezeichnet. Zwei weitere Alben folgten: „I speak Fula“ (2009) und „Jama ko“ (2013). Die Aufnahmen zu letzterem Album gestalteten sich kompliziert. Als die Band im März 2012 im Studio in Mali saß, um an ihrer neuen Platte zu arbeiten, spielten sich vor der Tür andere Szenen ab. Das Militär putschte gegen die malische Regierung und die Aufnahmen wurden von immer wiederkehrenden Gewehrschüssen unterbrochen. Trotz ständiger Angst und der Ungewissheit, wie es mit dem Heimatland weitergeht, vollbrachte die Band das Unmögliche und stellte das Album fertig.
Die Musik von Bassekou Kouyate & Ngoni Ba zeigt, dass Tradition Moderne nicht ausschließt.
Man bemerkt keinen Unterschied zwischen ihrer Art Musik zu machen, betrachtet man die Gruppe beim Musizieren in freier Natur in ihrer Heimat Mali oder auf der großen Bühne. Sie steht einfach nur auf der Bühne und macht Musik; trotzdem gibt es mehr zu sehen als bei einem Beyoncé-Konzert.
Die Welt hört diese Musik, obwohl ein Großteil nichts von den gesungenen Worten versteht. Umso bedeutender muss der Grund sein, weshalb Bassekou Kouyates Musik auf so großes Interesse stößt. Manchmal traut man seinen Augen und Ohren nicht. Weil er Dinge mit seiner Ngoni macht, die manch anderer Musiker mit seiner E-Gitarre nicht hinbekommt. In Mainz, Dortmund, Würzburg und Kassel haben Bassekou Kouyaté & Ngoni Ba dieses Jahr schon ihr Publikum begeistert. In den nächsten Tagen und Wochen sind sie noch in München, Berlin, Hamburg und Fulda zu sehen.
Das ist Musik, in der man sich fallen lassen kann. Sofern man bereit ist, sich darauf einzulassen.
Sarah Kilter
Mehr Infos zur Band und zur Tour gibt’s unter anderem unter http://www.outhere.de/homeroots/artists/t-bassekou-kouyate/.