Das Technologiezentrum iHub in Nairobi und wie es das Leben vieler Kenianer verändert
Südlich von Nairobi, zwischen dem Slum Kibera und dem Einkaufszentrum Yaya steht eines der aufstrebenden Innovationszentren Nairobis, das iHub. Ökonomen nennen den Ort in Anspielung auf Silicon Valley in Kalifornien schon Silicon Savannah. Gegründet wurde das Zentrum 2007. Mittlerweile sind zahlreiche junge Start-Ups in das Gebäude eingezogen und gestalten mit ihren Ideen die Zukunft Kenias entscheidend mit. Der IT-Sektor ist in Kenia so groß wie nie. Rund 10 % des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaften Internet- und Telekommunikationsunternehmen. Besonders der Mobilfunkmarkt erblüht momentan.
Mit den neuen Techniken bieten sich neue Chancen für viele Kenianer. Schon nach den schweren Unruhen rund um die Präsidentschaftswahlen 2007 in Kenia entwickelten IT-Spezialisten die Open-source-Plattform Ushahidi, die heute ihren Sitz im iHub hat. Damit können Menschen E-Mails, SMS, Tweets und facebook-Posts über lokale Ereignisse wie Gewaltausschreitungen auf Google Maps anordnen und sich organisieren. Ehrenamtliche Mitarbeiter errechnen am iHub die GPS-Daten des gemeldeten Ereignisses.
Auch für Bauern bieten sich neue Möglichkeiten in der Planung der Ernte durch spezielle Wetter-Apps, aber auch beim Verkauf. Mit der vom Start-Up m:Lab entwickelten Applikation M-Farm können Bauern per SMS über das Internet ihre Feldfrüchte verkaufen und die Lebensmittelpreise auf dem Agrarmarkt vergleichen und somit von betrügerischen Zwischenhändlern unabhängig werden.
Angesichts der rasanten Geschwindigkeit, mit der Afrika ins Informationszeitalter katapultiert wurde, worauf sich Europa viel länger vorbereiten konnte, sind die Entwicklungen am iHub und anderen IT-Zentren im Subsahara-Raum sehr beeindruckend. Vielerorts drangen moderne Technologien wie das Smartphone oder der Laptop in Dörfer ein, die zuvor nicht einmal einen Telefonanschluss hatten.
Die Erfolge in der Informationstechnologie in Kenia dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Großteil der kenianischen Bevölkerung noch immer keinen Internetanschluss hat – die Rate beträgt gerade mal 16 % – und die neuen Smartphones mit ihren nützlichen und manchmal auch sinnfreien Anwendungen für sehr viele Kenianer unerschwinglich bleiben.
René Czeszinski