Desertec – Der Traum ist ausgeträumt!

Desertec – Der Traum ist ausgeträumt!

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Umweltfreundlicher Strom durch Sonnenenergie aus der Wüste: Was logisch scheint und nachhaltig klingt, wird den Verantwortlichen zu teuer.

Dass Wüstensonne und Solartechnik eine hervorragende Verbindung eingehen können, sieht man an Großprojekten in der nordamerikanischen Mojave-Wüste oder in der spanischen Provinz Granada. Als ambitioniertes Unternehmen wollte Desertec im Norden Afrikas in den Markt mit einsteigen. Das Großprojekt mit deutscher, chinesischer, saudischer und schweizerischer Beteiligung wollte ab 2050 mit einem Einsatz von knapp 400 Milliarden Euro 15 Prozent des europäischen Strombedarfs decken. Abseits von der technischen Machbarkeit hat man jedoch die äußeren Gegebenheiten zu wenig beachtet. Die Sahara ist kein rechtsfreier Raum, viele afrikanische Länder haben ein Interesse daran, von Solarenergie im eigenen Land zu profitieren. Der arabische Frühling hat zudem zu politischer Instabilität geführt, so dass Investitionen nur ungern im dortigen Raum getätigt werden. Ein weiterer Punkt ist auch gerade in Deutschland das wachsende Bewusstsein für nachhaltige Energieerzeugung. Hier stehen mit Großprojekten wie Desertec viele dezentrale Energiekonzepte in Konkurrenz. Photovoltaikanlagen auf Häuserdächern, Windenergieparks, führen jetzt schon zu einer steigenden Zahl von Selbstversorgern.

Die Großinvestoren von Desertec glaubten vermutlich nicht mehr an die zukünftigen Absatzmöglichkeiten im europäischen Raum. Die Deutsche Bank und Münchener Rück haben sich genau wie EON verabschiedet. Eine Abwicklung der Desertec Industrial Initiative wird zum Ende dieses Jahres wahrscheinlich. Gerhard Knies, Hamburger Physiker und geistiger Vater von Desertec glaubt aber nach wie vor an die Notwendigkeit solcher Großprojekte: „Wir haben alle technischen und finanziellen Möglichkeiten. Was fehlt, ist der politische Wille. Fakt ist aber: Die Wüsten sind ein tolles Reservoir für saubere Energie – mit dem geringsten Naturverbrauch. Wenn wir den Klimawandel erst einmal heftiger spüren, wird der Druck auf die handelnden Akteure vielleicht wieder größer, um in Desertec oder vergleichbare Projekte wieder mehr Bewegung zu bringen. Ob dieses Umdenken schnell genug einsetzt, ist aber mehr als fraglich.“

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