„Es ist eine Chance für die afrikanischen Länder“ – Im Gespräch mit Dr. Boniface Mabanza
In der kommenden Woche erscheint die neue LoNam Print-Ausgabe. Neben spannenden Kommentaren und Analysen aus Wirtschaft, Kultur und der Diaspora dreht sich unser Titelthema um die Putsche, die sich im letzten und in diesem Jahr in verschiedenen afrikanischen Staaten ereignet haben. Dabei haben wir die strengen Verurteilungen der Putsche durch regionale und internationale Staatenbünde hinterfragt und die Rolle der Zivilgesellschaft unter die Lupe genommen.
Dabei kam auch die Frage auf, ob eine Demokratie überhaupt die beste Staatsform darstellt und ob es Alternativen gibt. Gemeinsam mit Dr. Boniface Mabanza sprechen wir über die Werte einer Demokratie und gehen der Frage nach Alternativen zu demokratischen Staatsformen in den afrikanischen Ländern nach.
LoNam: Die Putsche wurden allesamt von der AU, der ECOWAS und auch Frankreich verurteilt. Die Staatenbünde zeigen „Null Toleranz“. Wie stehen Sie dazu? Gibt es gute Gründe für einen Putsch?
Dr. Boniface Mabanza: Ich würde zunächst sagen, dass man die verschiedenen Kontexte differenzieren muss. In den westafrikanischen Ländern stellt man aber fest, dass die Organisationen, wie die AU und ECOWAS oder die EU, nichts entscheidendes dagegen unternommen haben, um Verfassungsänderungen durch alte Politiker zu verhindern. In so einem Kontext, wenn die Bevölkerung versucht mit zivilen Mitteln die Legitimität der Macht wieder herzustellen und scheitert, woraufhin das Militär dann einschreitet, würde ich mich an deren Stelle und auch an Frankreichs schämen, einen Militärputsch zu verurteilen. Also obwohl ich auch der Meinung bin, dass das Militär eigentlich in den Kasernen bleiben sollte, kann es vorübergehend dazu beitragen, legitime Machtstrukturen wieder herzustellen.
Nach Dr. Boniface Mabanza verfehlte die AU bisher die Initiative, um über alternative politische Formen nachzudenken, die die Stabilität und den sozialen Fortschritt der Mitgliedstaaten voranbringen würden. Stattdessen rekurriere die AU auf ein Copy-and-Paste westlicher politischer Systeme.
LoNam: Wieso gelingt das Copy-And-Paste von demokratischen Formen nicht? Kann Demokratie als Maß aller Dinge angesehen werden?
Dr. Boniface Mabanza: Freiheit ist keine Erfindung von Kant oder Hegel und auch nicht der französischen Revolution. Das sind globale Werte. Der entscheidende Punkt ist, ob es in unterschiedlichen Traditionen der Menschheit verschiedene Institutionen entwickelt wurden oder werden können, die diese Werte garantieren. Die Demokratie, wie wir sie derzeit in der Welt diskutieren, ist stark von westlichen Perspektiven und Institutionen geprägt. Die Traditionen von anderen Teilen der Welt wurden bisher gar nicht reflektiert.
LoNam: Was würden sie sich wünschen, inwiefern die Putsche, die in deutschen Medien stark verallgemeinert und schnell einseitig verurteilt werden, dargestellt werden sollten?
Dr. Boniface Mabanza: Wenn die Leute in Deutschland die Entwicklungen in den Ländern verfolgen würden, würden sie sie auch anders wahrnehmen. Nämlich als Hilferuf oder Hilfestellung vom Militär gegenüber einer Bevölkerung, die durch Strukturen unterdrückt wird, die sich nach außen demokratisch verkaufen aber nichts anders als autokratisch sind. Aber um etwas Beurteilen zu können, müssen die Menschen hier ihr Wissen über die Länder und ihre Kontexte erweitern.
Inwiefern tragen die AU und ECOWAS eine Verantwortung für einen besseren Schutz der Verfassungen afrikanischer Länder und insbesondere der westafrikanischen Länder? Wie würden alternative Formen der Demokratie und die damit verbundenen Chancen für die verschiedenen afrikanischen Länder aussehen? Diese und weitere Fragen, Antworten und Ausführungen, sowie das vollständige Interview mit Dr. Boniface Mabanza über die Werte einer Demokratie und die möglichen Alternativen zu dieser Staatsform findet Ihr in der neuen LoNam Print-Ausgabe „Der neu aufbrodelnde Kampf der AU“ von April und Mai 2022.
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