#FeesMustFall – Schluss mit Studiengebühren
Nach Massenprotesten von Student_innen in ganz Südafrika verspricht Staatspräsident Jakob Zuma, dass es 2016 keine steigenden Studiengebühren geben wird. Ob dies jedoch zu fairen Bildungschancen führt, ist fraglich.
Gleiches Recht auf Bildung für Alle bedeutet, dass jeder Mensch den gleichen Zugang und damit die gleichen Chancen hat, Bildungsangebote wahrzunehmen. Dennoch spielt der finanzielle Faktor eine sehr wichtige Rolle. Sind Studiengebühren zum Beispiel zu hoch, kann sich nur noch eine privilegierte Bevölkerungsgruppe ein Universitätsstudium leisten. Sozial schwächere Bevölkerungsgruppen werden hierdurch noch stärker marginalisiert. Genau dieses Problem führte zu einer der größten studentischen Protestbewegungen in der Geschichte Südafrikas.
Unter dem Hashtag #FeesMustFall – weg mit den Studiengebühren – demonstrierten Student_innen in ganz Südafrika in den letzten Wochen gegen eine geplante Erhöhung der Gebühren um bis zu zehn Prozent. Besonders heftig fielen die Proteste in Johannesburg, Pretoria und Kapstadt aus. Doch ihre Forderungen beschränkten sich keineswegs nur auf die geplante Erhöhung der Studiengebühren. Den Student_innen geht es vor allem darum, dass niemand aus finanziellen Gründen auf ein Studium verzichten muss. Langfristig fordern sie unter anderem den kompletten Wegfall aller Studiengebühren, mehr Transparenz an Universitäten und die aktivere Unterstützung finanziell schwacher Student_innen.
Am 23. Oktober 2015 marschierten tausende Demonstrant_innen durch Pretoria, um Staatspräsident Jakob Zuma mit ihren Forderungen zu konfrontieren. Zuma verkündete bei einer Pressekonferenz daraufhin, dass die geplante Erhöhung der Studiengebühren im nächsten Jahr wegfallen werde. Die vor dem Union Buildings in Pretoria, dem Regierungssitz Südafrikas, wartenden Student_innen bekamen davon zunächst nichts mit. Als Polizeikräfte begannen, den Platz vor dem Regierungsgebäude zu räumen, schlug die bis dahin friedliche Demonstration in gewalttätige Auseinandersetzungen um.
Aufgrund der anhaltenden Proteste der Studierenden waren die Universitäten des Landes gezwungen, den akademischen Betrieb vorübergehend einzustellen und die Abschlussexamen zu verschieben. Nur so ermöglichten die Universitäten den Student_innen, an den Protesten teilzunehmen, ohne dass sie Gefahr liefen, den akademischen Werdegang zu gefährden. Nun, nachdem das Hauptziel der Protestbewegung erreicht ist, die Studiengebühren nicht erhöht werden, bleibt abzuwarten, wie dieser Sieg zu bewerten ist.
Einige Universitäten haben in dieser Woche bereits wieder geöffnet, während andere die kommenden Tage nutzen wollen, um mit den einzelnen Studentenbewegungen noch ausstehende Forderungen zu besprechen. Während ein Teil der Studierenden mit dem Erreichten zufrieden ist, bewerten andere Zumas Eingeständnis als Farce und fordern weiterhin einen bildungspolitischen Wandel.
Stephan Steuer
Foto: In support of the #FeesMustFall movement students and staff at the University of Cape Town gather in front of the university’s administration building to hand over a list of demands to management. Von Discott, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0