Fußball-Weltmeisterschaft: Fünf afrikanische Teams wollen in Katar für Furore sorgen
Ende dieser Woche beginnt die Fußball Weltmeisterschaft in Katar, für die sich auch fünf afrikanische Teams qualifizieren konnten. In unserer aktuellen LoNam Ausgabe dreht sich alles um den Fußball und die anstehende WM – lesen Sie in unserer kostenlosen Probe, mit welchen Chancen die afrikanischen Teams nächste Woche in das Turnier starten.
60.000 Fans werden am 20. November um 17 Uhr MEZ das Auftaktspiel von Gastgeber Katar gegen Ecuador im al-Bayt-Stadion von al-Chaur verfolgen. Es dürfte wohl das erste WM-Spiel sein, welches in einer Stadt ausgetragen wird, deren Stadion fast so viele Zuschauer*innen (60.000) wie Einwohner*innen (90.000) zählt. Danach wird über fast zwei Wochen eine Gruppenphase mit den teilnehmenden 32 Teams ausgespielt und die daran anknüpfende K.O.-Phase endet kurz vor Heiligabend mit dem Finale von Lusail (die Region ist ein Bauprojekt nördlich der Hauptstadt Doha) am 18. Dezember um 16 Uhr MEZ. Mit dabei sind fünf qualifizierte Nationalmannschaften aus Afrika und auch sechs afrikanische Schiedsrichter*innen. Bakary Gassama aus Gambia ist bereits das dritte Mal bei einer WM als Schiedsrichter dabei. Salima Mukansanga aus Ruanda ist die erste Schiedsrichterin aus Afrika, die zum Schiedsrichter*innen-Aufgebot einer Männer WM gehört.
Die „Black Stars“ aus Ghana
Die fünf qualifizierten Mannschaften sind alle mindestens schon zweimal für eine WM-Endrunde qualifiziert gewesen, weshalb die Hoffnung vieler Fans groß ist, dass sich trotz starker Konkurrenz erstmals eine afrikanische Mannschaft für ein WM-Halbfinale qualifizieren könnte. Kurz vor einem Halbfinaleinzug stand zuletzt die Auswahl aus Ghana bei der WM in Südafrika 2010. Damals wurden die „Black Stars“ nur durch ein unfaires Handspiel von Uruguays Luis Suarez gestoppt und verloren danach unglücklich im Elfmeterschießen. Kapitän André Ayew, der bereits bei der WM 2010 mit dabei war, trifft am 02. Dezember zum letzten Spieltag brisanterweise erneut auf Uruguay und Suarez. Zuvor muss Ghana gegen Südkorea und gegen Portugal mit Altmeister Cristiano Ronaldo spielen. Um diese schwierige Gruppe H zu überstehen, wird sich der in Hamburg geborene Trainer Otto Addo (siehe LoNam S. 22) einiges einfallen müssen. Parallel arbeitet Addo noch als einer der Co-Trainer von Borussia Dortmund und es ist durchaus möglich, dass der Hamburger auch die Bundesliga-Spieler Ransford Königsdörffer (Hamburger SV), Daniel-Kofi Kyereh (SC Freiburg) und Stephan Ambrosius (Karlsruher SC) für das WM-Aufgebot der „Black Stars“ nominiert.
Gute Chancen für Senegal
Ein anderer Bundesliga-Star ist mit Sadio Mané vom FC Bayern dagegen sicher dabei. Afrikas Fußballer des Jahres wird mit dem Senegal die knifflige Gruppe A um Gastgeber Katar spielen müssen. Dabei dürften auch die Spiele gegen die Niederlande und Ecuador nicht einfach für den Afrikameister sein. Viele Expert*innen rechnen dem Senegal aber gute Chancen aus, beim Turnier in Katar die Gruppenphase zu überstehen und vielleicht sogar das ein oder anderer K.O.-Spiel zu gewinnen. Trainer Aliou Cissé hat den Afrika Cup 2022 über eine starke Defensive gewonnen und auch offensiv starke Teams wie die Niederlande dürften mit der Abwehr um Kapitän Kalidou Koulibaly, Torwart Édouard Mendy (2021 zum Welttorwart gewählt) und RB Leipzigs Abdou Diallo ihre Probleme haben. Zuletzt bekamen das Mohamed Salahs Ägypter zu spüren. Über 120 Minuten beim Afrika-Cup-Finale und auch über 90 und 120 Minuten in den WM-Qualifikations-Play-Offs konnten der Afrika-Cup Rekordmeister lediglich ein Tor gegen Senegals Defensivbollwerk erzielen. Ob der Senegal wie vor 20 Jahren bis ins Viertelfinale oder noch weiter vorstoßen kann, hängt neben der Abwehrleistung aber auch von der Form von Superstar Mané ab.
Die „Unzähmbaren Löwen“ aus Kamerun
Abgesehen von Mané stürmt mit Eric Maxim Choupo-Moting aber noch ein weiterer FC Bayern-Spieler für ein westafrikanisches Topteam. Der in Hamburg geborene Angreifer spielt nach 2010 und 2014 in Katar bereits seine dritte Weltmeisterschaft für Kamerun und möchte erstmals die K.O.-Phase erreichen. Lange vor Choupo-Moting war dies den „Unzähmbaren Löwen“ bei der WM 1990 in Italien gelungen. Damals konnten erst die Engländer die Jubeltänze von Roger Milla beenden. Die kamerunische Fußball-Legende feierte in Italien die Tore mit einem legendären Eckfahnen-Tanz. Ob auch in Katar zu Kameruns Toren getanzt werden kann, hängt neben Choupo-Moting vorallem vom Sturmduo Karl Toko Ekambi (Olympique Lyon) und Kapitän Vincent Aboubakar ab. In der schwierigen Gruppe G warten mit Rekordweltmeister Brasilien und den defensiv starken Mannschaften aus Serbien und der Schweiz drei ganz harte Brocken auf die „Unzähmbaren Löwen“. Trainer Rigobert Song wird für die Spiele auf eine sehr erfahrene Mannschaft setzen, die versuchen muss, die gleiche Offensiv-Power wie beim Afrika-Cup im Januar zu entfachen.
Marokko als Favorit der nordafrikanischen Teams
Für die beiden nordafrikanischen Teams von Marokko und Tunesien dürfte das Weiterkommen ähnlich schwierig sein, wie für Kamerun. Marokko werden dabei aber noch die besten Chancen ausgerechnet, konnten die „Löwen vom Atlas“ doch in einer starken WM-Qualifikation überzeugen. WM-Außenseiter Kanada und eine der beiden europäischen Topteams aus Belgien und Kroatien muss die Mannschaft von Trainer Hoalid Regragui dafür bezwingen. Wenn Weltklasse-Außenverteidiger Achraf Hakimi und Bayerns Noussair Mazraoui ihre gefürchteten Offensiv-Läufe durchführen und Sevillas Stürmer Youssef En-Nesyri mit Flanken füttern, ist die ein oder andere Überraschung möglich.
Eine Überraschung dürfte für Tunesien in der Gruppe D fast noch schwerer sein. Weltmeister Frankreich, EM-Halbfinalist Dänemark und Australien (Asienmeister 2015) werden für die Jungs von Trainer Jalel Kadri schwer zu schlagen sein. Beim Afrika-Cup und in der WM-Qualifikation konnten die „Adler von Karthago“ jedoch die starken Teams von Nigeria und Mali bezwingen und mit Stürmer Youssef Msakni von Al-Arabi SC spielt ein Spieler für Tunesien, der die Stadien des Gastgebers Katar gut kennen könnte. Es wird aber einiges an Glück nötig sein, damit Tunesien bei der sechsten WM-Teilnahme erstmals über die Vorrunde hinauskommt. Alle anderen vier qualifizierten Teams aus Afrika ist dieses Kunststück in ihrer WM-Historie bereits mindestens einmal gelungen (Marokko 1986, Kamerun 1990, Senegal 2002 und Ghana 2006 und 2010).
Obwohl die afrikanischen Teams mit Ausnahme des Senegals nicht zu den Favoriten in ihren Gruppen zählen, dürfen die Fans dennoch auf ein Weiterkommen und ein erfolgreiches Turnier hoffen. Auch Ghanas Trainer Otto Addo fährt voller Hoffnung zur WM und erklärte im Mai gegenüber ran.de: „Keine WM ist rückblickend so gelaufen, wie es Experten vorher prognostiziert haben. Daher gehe ich relativ unbefangen an die Aufgaben heran und sage Ihnen ganz ehrlich: Alles ist möglich.“ Ob dann wirklich alles möglich ist, kann vom 20. November bis 18. Dezember bei ARD & ZDF live verfolgt werden. Anbei die acht WM-Gruppen:
Gruppe A: Katar, Ecuador, Senegal, Niederlande
Gruppe B: England, Iran, USA, Wales
Gruppe C: Argentinien, Saudi-Arabien, Mexiko, Polen
Gruppe D: Frankreich, Australien, Dänemark, Tunesien
Gruppe E: Spanien, Costa Rica, Deutschland, Japan
Gruppe F: Belgien, Kanada, Marokko, Kroatien
Gruppe G: Brasilien, Serbien, Schweiz, Kamerun
Gruppe H: Portugal, Ghana, Uruguay, Südkorea
Maximilian Lütgens