Gewalt gegen Frauen – eine universelle Geißel
Gewalt gegen Frauen ist eine der am weitesten verbreitete Menschenrechtsverletzung weltweit.
Die erste Erhebung über Gewalt gegen Frauen, die 2014 in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union unter einer Stichprobe von 42.000 Frauen durchgeführt wurde, hat alle überrascht. Daraus ging hervor, dass jede dritte Frau in Europa mindestens eine Form von sexueller oder körperlicher Gewalt erlebt hat und jede zweite Frau Opfer mehrerer Formen von sexueller Belästigung geworden ist.
Gewalt gegen Frauen kann viele Formen annehmen: Körperverletzung, Vergewaltigung, häusliche, psychische und verbale Gewalt, Femizid unter dem Deckmantel von Ehrenmord, Genitalverstümmelung, sexuelle Belästigung oder Übergriffe im Internet, Cybermobbing, Hasstiraden in sozialen Netzwerken und vieles mehr.
In den extremsten Fällen führt Gewalt gegen Frauen zum Tod. Weltweit werden jeden Tag schätzungsweise 137 Frauen von ihrem Intimpartner oder einem Familienmitglied getötet. Etwa jede siebte Frau hat in den letzten zwölf Monaten körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch einen Intimpartner oder Ehemann erlitten.
Gewalt gegen Frauen betrifft arme und reiche Länder gleichermaßen. Je nach Land nimmt sie unterschiedliche Formen an. Hier in Brüssel (Sitz der EU) findet ebenfalls Gewalt gegen Frauen statt. Immer mehr junge Mädchen werden Opfer von Gewalt, wenn sie in Diskotheken gehen. Ohne ihr Wissen werden ihnen Drogen bzw. sogenannte KO-Tropfen in die Gläser gemischt, um sie anschließend zu vergewaltigen.
Das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist nach wie vor überall alarmierend.
Vor diesem Hintergrund zielt die von UN Women organisierte Kampagne „Alle VEREINT zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen bis 2030 “ des Generalsekretärs der Vereinten Nationen (Kampagne „Alle UNiS„) darauf ab, Gewalt gegen Frauen und Mädchen in allen Teilen der Welt zu verhindern und zu beseitigen.
Sie ruft Regierungen, die Zivilgesellschaft, Frauenorganisationen, Jugendliche, den Privatsektor, die Medien und das gesamte System der Vereinten Nationen dazu auf, ihre Kräfte zu bündeln, um die globale Pandemie der Gewalt zu bekämpfen.
Deshalb müssen wir uns engagieren und Gelegenheiten schaffen, um über die Herausforderungen zu diskutieren, denen wir uns stellen müssen, wie zum Beispiel die Politik des Schweigens, die fast überall dort vorherrscht, wo Frauen Opfer von Gewalt werden. Die Meldung körperlicher Gewalt gegen ein Mädchen oder eine Frau ist kein Akt der Denunziation, sondern sollte vielmehr zur Entwicklung von Strategien zur Bekämpfung dieses immer wiederkehrenden Phänomens in der Gesellschaft beitragen.
In der 1993 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedeten Erklärung über die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen wird Gewalt gegen Frauen definiert als :
„alle gegen das weibliche Geschlecht gerichteten Gewalthandlungen, die Frauen körperlichen, sexuellen oder psychologischen Schaden oder Leid zufügen oder zufügen können, einschließlich der Androhung solcher Handlungen, der Nötigung oder der willkürlichen Freiheitsberaubung, gleichgültig ob im öffentlichen Leben oder im Privatleben“.
Humanitäre Krisen können die Vulnerabilität von Frauen für Gewalt erhöhen, wie dies in Konflikt- und Postkonfliktregionen der Fall ist.
Im vergangenen Jahr war zu beobachten, dass es im Zusammenhang mit Covid 19 und den Lockdown Maßnahmen in Europa zu vermehrten geschlechtsspezifischen Gewaltverletzungen kam. Tatsächlich haben Mobilitätsbeschränkungen, soziale Isolation und wirtschaftliche Unsicherheit die Anfälligkeit von Frauen für häusliche Gewalt erhöht.
Die Staaten sollten daher entschlossene Maßnahmen ergreifen, damit wir gemeinsam die Beseitigung der Gewalt in der ganzen Welt erreichen.
In meiner parlamentarischen Arbeit setze ich mich für feministische und intersektionale Politiken ein, die Frauen und besonders marginalisierte Frauen schützen. So zum Beispiel als Rapporteurin des Berichts über sexuelle Erziehung und reproduktive Gesundheit oder den dritten EU-Aktionsplan für die Gleichstellung der Geschlechter.
Bei ihrer Vorstellung hatte die Präsidentin der EU-Kommission von der Leyen versprochen einzubringen, dass Gewalt gegen Frauen selbstverständlich auch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist. Es wäre nun an der Zeit dieses Versprechen in die Tat umzusetzen.
ein Gastbeitrag von Dr. Pierrette Herzberger-Fofana, MdEP
Mitglied im Ausschuss für die Rechte der Frauen und der Gleichstellung der Geschlechter