Ist das die Zukunft?

Ist das die Zukunft?

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Seit fast einem Jahr zieht die Zukunftstour durch Deutschland und war am 21. April 2016 schließlich auch in Berlin zu Gast. Mit Zukunftswerkstatt, Fachforen und einer Politikarena sollen Fragen rund um die Entwicklungspolitik thematisiert werden.

Günter Nooke in der Politikarena, Foto: AMZ

Buntes Treiben in der Halle des Radialsystems in Berlin. Zwischen Stellwänden, Bildschirmen und Landkarten diskutieren Unternehmer_innen mit Besucher_innen, informieren diese über ihre Arbeit und ihre Visionen. Dazwischen strampeln Schüler und Schülerinnen auf Fahrrädern und laufen auf einer großen Afrikakarte umher. Ein vielfältiges Angebot aus interaktiven Lernstationen und Ausstellungen, das ist die Zukunftswerkstatt. Ziel ist das Näherbringen von nachhaltiger globaler Entwicklung und der Wichtigkeit von digitalem Wandel.

So wird an einem Stand auf spielerischer Weise die Verteilung von Gütern und Ressourcen betrachtet. Ausbeutung und Ungleichheiten zwischen dem europäischen und afrikanischen Kontinent werden dabei aufgedeckt. An einer anderen Station wird mittels Kurzerzählungen und Statistiken die Einwanderungssituation in Südafrika gezeigt. Nebenan präsentiert Mobisol-Energie für Afrika ihre Entwicklung einer smarten PV-Solar-Anlage.

Station der Zukunftswerkstatt, Foto: AMZ
Station der Zukunftswerkstatt, Foto: AMZ

Die Zukunftswerkstatt und die parallel dazu stattfindenden Workshops sind vor allem für Jugendliche geeignet, die noch kein konkretes Bild von Problemen rund um Energie, Armutsbekämpfung oder Nachhaltigkeit haben. Diese schienen nach Abschluss der Veranstaltung zufrieden: die Workshops seien spannend gewesen, die Ausstellung sehr interessant, nach Meinungen von einigen Mädchen aus der neunten Klasse. Auch eine Lehrerin sprach begeistert vom abwechslungs- und lehrreichen Programm der Zukunftstour.

Nach diesen vielfältigen und spannungsreichen Angeboten, fiel die Politikarena, die mittags ihre Türen öffnete,  eher enttäuschend aus. Auf der Bühne standen zwei Vertreter der deutschen Politiklandschaft, Henner Bunde und Günter Nooke. Bunde ist Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung des Landes Berlin. Er betonte in seiner Rede die Rolle Berlins für die Agenda 2030, die sich nachhaltige Entwicklung zum Ziel nimmt. Als internationale Metropole fänden in der Hauptstadt besonders viele Vernetzungen von Menschen und ihren Ideen statt.

Anschließend sprach Günter Nooke, welcher Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist. Kommunikation sei ein Menschenrecht, zitierte er Nelson Mandela. Doch trotz dieses Ansatzes blieben die Gründer_innen von Ask without shame aus Uganda und Brck aus Kenia für diesen Tag leider die einzigen afrikanischen Stimmen in der Arena. Auch die sich vorstellende Bildungsplattform Kiron University für Geflüchtete verpasste es, einen Perspektivenwechsel einzuführen und die Geflüchteten über ihre Erfahrungen mit der Onlineuniversität erzählen zu lassen. Die Präsentanten zeigten Bilder von den Teilnehmenden, anstatt diesen einen Raum für ihre Berichte zu geben.

Der Leitspruch, der sich seit einem anfänglichen, mit emotionalen Klängen untermalten Film durch die Veranstaltung zog, fügte dem Ganzen etwas Abgedroschenes bei: „ Jeder kann was – also kann auch jeder was tun“. Wie kann dies als Motto genommen und zusätzlich die Internationalität Berlins betont werden, aber diese wiederum nicht auf der Bühne vertreten sein?

Auch klischeehafte Darstellungen sowie Pauschalisierungen zogen sich viel zu häufig durch die Reden und Präsentationen. Gleichsetzungen Afrikas mit Hitze, Armut und fehlender Infrastruktur wurden reproduziert. Gerade in Anwesenheit vieler junger Schüler_innen wurde die Chance vertan, solchen Fremdbestimmungen entgegenzuwirken. Für die Zukunft sollte die Zukunftstour vielleicht an solchen Unstimmigkeiten arbeiten. Denn so wird die Zukunft nicht aussehen.

                                                                                                                            Sophia Hutzler, Alexandra Militz

Nächste Stationen der Zukunftstour: Kiel (19. Mai), Bonn (30. Juni), Mainz (01. Juli), Saarbrücken (12.Juli)

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