Naturschutz und Luxus
Ambitionierte Ziele für Naturschutz und Klimaschutz: Tansania verfolgt ehrgeizige Pläne im Bereich Naturschutz und Klimaschutz. Die Regierung hat das Ziel, die unter Naturschutz stehende Landfläche bis 2026 von derzeit über 30 Prozent auf 50 Prozent des gesamten Staatsgebiets zu erweitern. Dies würde Tansania zu einem Vorreiter bei der Umsetzung internationaler Abkommen machen, die bis 2030 30 Prozent der globalen Landfläche unter Schutz stellen wollen. Tansanias Pläne finden daher internationale Unterstützung und sind Teil deutscher Entwicklungsprogramme.
Investitionen in Luxustourismus: Die Ausweitung der Schutzgebiete erhofft sich die tansanische Regierung auch als Anreiz für ausländische Investitionen in den Tourismussektor. Chinesische Unternehmen investieren beispielsweise über 9 Millionen Dollar in einen Geopark im Ngorongoro-Krater, wo Touristencamps, Luxushotels und Aussichtsplattformen entstehen. Ähnlich planen die Vereinigten Arabischen Emirate ein 1.500 Quadratkilometer großes Jagdgebiet im Bezirk Loliondo mit Luxuslodges und einem Flugplatz für Privatjets, wofür 7 Milliarden Dollar investiert werden sollen.
Bedrohliche Folgen für die Maasai: Die Erweiterung der Schutzgebiete und der Bau von Luxusanlagen haben jedoch gravierende Folgen für die Maasai, ein indigenes Volk, das seit Generationen in diesen Regionen lebt. Mehr als 100 Maasai-Dörfer mit rund 300.000 Menschen sollen umgesiedelt werden, was den Verlust von über 80 Prozent ihrer traditionellen Weidegebiete bedeuten würde. Die Vertreibungen gehen teilweise gewaltsam vonstatten: Im Juni 2022 wurden protestierende Maasai verhaftet.
Internationale Kritik und Gegenmaßnahmen: Die internationale Gemeinschaft reagiert gemischt auf die Vertreibungen. Ein kleiner Teil der deutschen Unterstützung für Klimaschutzprojekte in Tansania – rund 220.000 Euro – wurde im vergangenen Jahr ausgesetzt, um die Vertreibung der Maasai zu verhindern. Auch die Weltbank hat 150 Millionen Euro für den Ausbau des Tourismus in Tansania aufgrund von Menschenrechtsbedenken suspendiert.
Henriette Meyer