Obama und Afrika

Obama und Afrika

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Es scheine, als habe Obama bislang nicht viel getan für Afrika, den Kontinent seines Vaters, beobachtet Richard Dowden. Mit seinem Vorgänger George W. Bush hätte er – angesichts der Unsummen an Hilfsgeldern, die dieser großzügig ausschüttete – in der Beziehung ohnehin nicht mithalten können. Abgesehen davon hätten die Amerikaner ja genügend eigene Probleme, zum Beispiel mit ihrer hinkenden Wirtschaft.

Generell müssten sich US-Präsidenten in der ersten Amtsperiode zuallererst vor den US-amerikanischen Wählern beweisen. Das habe – nicht zuletzt aufgrund seiner Herkunft – besonders für Obama gegolten. Er habe zeigen müssen, dass er nicht „irgendein liberales, pazifistisches Weichei“ sei. Und wie macht man das in Amerika? Genau – indem man seine militärische Stärke demonstriert. Ihm sei folglich kaum etwas anderes übrig geblieben, als den Krieg im Irak zu „gewinnen“, Osama bin Laden auszuschalten und Terroristen mit Hilfe von Drohnen zu jagen.

Doch in einer zweiten Amtszeit Obamas wäre alles anders, glaubt Dowden. Er müsse sich dann ja keine Sorgen mehr um seine Wiederwahl machen – jeder US-Präsident kann nur zweimal gewählt werden. Deshalb könnte er, sollte er Ende 2012 wiedergewählt werden, sich bemühen, schlechte afrikanische Politik zurechtzurücken. Dafür sei er bereit. Den Eindruck, er habe sich bisher überhaupt nicht für die Belange Afrikas interessiert, hält der Autor für falsch. Im Gegenteil habe er in regem telefonischen Kontakt zu afrikanischen Verantwortungsträgern gestanden und auch Staatsbesuche in Washington habe es gegeben, nur eben ohne viel Aufhebens.

Wenn Dowden gegenwärtig auf Afrika blickt, so sieht er ein Paradoxon: Der Handel boome und die afrikanischen Volkswirtschaften gehörten zu den am schnellsten wachsenden weltweit. Die Politik jedoch sei so schlecht wie eh und je. Durch die weit verbreitete politische Instabilität, die sich bei Wahlen immer wieder manifestiert, sei auch die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Kontinents in Gefahr. Nur gebe es aktuell niemanden, keine Führungspersönlichkeit, die imstande wäre, Afrika den Weg zu weisen. Auch die traditionellen „Big Men“ – die Südafrikaner und Nigerianer – würden da momentan keine Abhilfe schaffen.

In diese Lücke könnte Barack Obama künftig stoßen, so der Autor. Nicht als herausragende Führungsfigur, aber als „Konsensfinder“. Die Vereinigten Staaten würden es im Übrigen bereuen, sich in Afrika von den Chinesen die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Um das zu verhindern, bräuchte es allerdings mehr als Hilfsgelder und Terrorismusbekämpfung, es bräuchte „substantielles Engagement“. Dowden scheint optimistisch: „Obama könnte dafür sorgen“.

 

N. W., 29.12.2011

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