Rassistische Polizeigewalt: Neue Erkenntnisse im Fall Dortmund
Nach ersten Ermittlungsergebnissen deutet alles daraufhin, dass am tödlichen Einsatz am 8. August beteiligte Polizist*innen fahrlässig handelten. Sie haben unzureichende Versuche unternommen, den psychisch labilen Schwarzen Jugendlichen zu beruhigen, bevor sie zu Waffen griffen.
Offenbar gab es beim töglichen Polizeieinsatz im August in Dortmund massives Polizeiversagen. Auswertungen des Dortmunder Polizeifunks zeigen, dass zwischen dem Einsatz des Pfeffersprays und den fast zeitgleichen Taser- und Maschinenpistolen-Schüssen gerade einmal 16 Sekunden vergingen und der 16-Jährige Dramé nicht vor dem Waffeneinsatz gewarnt wurde. Dies berichtete der WDR. Auch wird kritisiert, dass die Beamt*innen weniger als zwei Minuten versuchten, den auf dem Boden sitzenden Jugendlichen zu beruhigen. Dieser sprach Angaben zufolge kein Deutsch und war offenbar psychisch labil, aber nicht aggressiv. Erst nach dem Pfefferspray-Einsatz auf Anordnung des Einsatzleiters sei die Situation eskaliert. Gegen die fünf Polizeibeamt*innen sind Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Gegen den Schützen wird wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt, zudem werde der Vorwurf des Totschlags geprüft.
Der tödliche Polizeieinsatz gegen den 16-jährigen Mouhamed Dramé aus Senegal ereignete sich am 8. August in Dortmund und sorgte seitdem für Protest (LoNam Print berichtete). Der Betreuer seiner Jugendhilfe-Wohngruppe in der Dortmunder Nordstadt hatte die Polizei gerufen, weil sich der 16-Jährige ein Messer vor den Bauch gehalten habe und nicht dazu gebracht werden konnte, es aus der Hand zu geben. In dem folgenden Polizeieinsatz gingen die Beamt*innen mit Tasern und Pfefferspray gegen Mouhamed Dramé vor, woraufhin die Situation eskalierte und ein Polizist mehrere Schüsse absetzte. Dramé wurde durch vier Schüsse getötet.
Anna Schurbert