Reisstroh: ein Material für die Zukunft

Reisstroh: ein Material für die Zukunft

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Wenn es nach Unternehmer Hans Lothar Köhl und seinem Team geht, soll Reisstroh in Zukunft kein lästiges Abfallprodukt mehr sein, sondern zu diversen Heiz- und Baumaterialien verarbeitet werden. Die Vorräte sind riesig, das Interesse der Landwirte groß. Ein Projekt, das nur Vorteile mit sich bringt?

Produkte aus Reisstroh. Foto: AMZ

Ein Heim aus nachhaltigem Reisstroh, dieser innovative Gedanke stammt von Hans Lothar Köhl, dem Gründer von Rice Straw Power. Die anfängliche Idee stammt jedoch von Projektpartnerin Thi Minh An Ngo, die Köhl 2006 in Vietnam traf. Trotz großer Begeisterung wird das Konzept erst 2010 durch den Kontakt zu einem Diplomingenieur wieder aufgegriffen. „Don’t burn, build! – Nicht verbrennen, bauen!”, lautet Köhls Motto von Anfang an und fasst das Projekt gleichzeitig in drei Worten zusammen.

Hans Lothar Köhl, Gründer von Rice Straw Power. Foto: AMZ
Hans Lothar Köhl, Gründer von Rice Straw Power. Foto: AMZ

Weltweit werden jährlich rund 750 Millionen Tonnen Reis geerntet, von denen mindestens 500 Millionen Tonnen Reisstroh übrig bleiben. Weil viele Landwirte die Abfälle, die äußerst schlecht zersetzenden Halme, schnell loswerden wollen, werden diese meist verbrannt. Verrottet das Reisstroh auf natürlichem Weg setzt es das umweltschädliche Methangas frei. Köhl und sein vierköpfiges Team haben jedoch eine Alternative entwickelt. Sie haben erkannt, dass das Abfallprodukt weiterverwendet werden kann. Ähnlich der bekannten Spannplatten, können auch die Halme gepresst werden. So entstehen von Papier über Kartonagen bis hin zu Pressplatten für Möbel oder den Brandschutz zahlreiche neue nachhaltige Produkte. Selbst Brennstoffpellets können aus Reisstroh gepresst werden. Mit einem Heizwert von sechs Kilowattstunden pro Kilogramm, sollen sie sogar fast doppelt so energiereich sein wie herkömmliche Holzpellets. In einer Kombination aus Reisstroh und Zement, können sogar Zement- und Mauersteine produziert werden, die im Haus und Straßenbau Verwendung finden.

Mit Reis als unendlich natürlich nachwachsendem Rohstoff, könnten wir in Zukunft gesünder bauen, heizen und leben. Reis sei ein wichtiges Grundnahrungsmittel aus dessen Abfallprodukt ein Material entstehe aus dem zahlreiche andere Produkte hervorgehen könnten. „Je mehr Reis, je mehr Baumaterial, je mehr Essen haben wir“, findet Köhl.

Köhl hat auch den Klimaschutz im Auge: „Ich will, dass die Leute umdenken“. Bisher war der innovative Geschäftsführer mit seinen Prototypen der Reisstrohplatten auf zahlreichen Events wie dem Business for Africa Forum 2017 oder der Start-up Night! Africa unterwegs, auf denen er seine Idee Investoren vorstellt. Schon heute erreichen den Gründer Anfragen aus aller Welt und an nachhaltig denkenden Investoren mangele es nicht, berichtet Köhl. Er ist optimistisch bis Ende des Jahres in die erste Produktion nach Alexandria in Ägypten gehen zu können, wo in der Landwirtschaft besonders viel Reisstroh abfällt. Köhl ist überzeugt: „Das Gesamtgeschehen wird sich in überschaubarer Zukunft und bei professioneller Umsetzung zu einem großindustriellen Sektor entwickeln, was auch verstärkt der Nahrungsmittelversorgung dienen wird.“

Johanna Longerich

tietel_lonam_febraur2018Ein Beitrag aus der LoNam-Ausgaben 01/2018. Diese und andere bereits erschienene Ausgaben sind formlos bestellbar unter abo[at]lonam.de.

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