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Re:publica 2019 – Nanjira Sambuli und Nanjala Nyabola über das Netz und gesellschaftliche Verantwortung

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Mit dem Kürzel "tl;dr" als Schlagwort thematisierte die diesjährige re:publica Auswirkungen und Problematiken vereinfachter Inhalte im Netz. Die kenianischen Forscherinnen und Publizistinnen Nanjira Sambuli und Nanjala Nyabola beleuchteten das Thema zwar aus unterschiedlichen Perspektiven, aber auf alle Fälle politisch.

Opening Keynote der diesjährigen re:publika: Nanjira Sambuli problematisierte die Manipulierbarkeit durch die tl;dr-Mentalität. © Jan Zappner/re:publica

Gestern Abend endete die 13. re:publica in Berlin. Sie ist eine der weltweit wichtigsten Konferenzen zu den Themen der digitalen Gesellschaft und fand in diesem Jahr vom 06. bis 08. Mai in der STATION-Berlin statt. Mit dem Motto „tl;dr“, Internetsprech für „too long“;„didn’t read“, wurde das Internet-Phänomen ins Zentrum der Diskussionen gerückt, dass Texte aufgrund ihrer Länge nicht gelesen werden. Kurze, häufig verflachte Inhalte finden dagegen Anklang. Wie können komplexe Sachverhalte trotzdem vermittelt und verbreitet werden, und welche Strategien gibt es, Manipulation und Fehlinformationen im Netz entgegenzuwirken?

Nanjira Sambuli, Mitglied der neugegründeten Expert*innenkommission zu digitaler Kooperation der Vereinten Nationen und Beraterin im Digitalausschuss, hielt die diesjährige Opening Keynote am Eröffnungstag. Die Rede mit dem Titel „The poli-tricks of tl;dr: the technical is political“ kritisierte, wie sich Regierungen und Kooperationen die tl;dr-Menatalität zu Nutze machen und User*innen, die auf die Richtigkeit der präsentierten Inhalte vertrauen, manipulieren. Sambuli, die bereits im Dezember die erste re:publica Accra eröffnete, appellierte in ihrer Rede an eine mündige Zivilgesellschaft, die wieder selbst über ihre Diskurse bestimmen soll.

Nanjala Nyabola machte in ihrem Talk "What Tech Can't Fix" deutlich, dass digitaler Fortschritt kein Garant für freie, demokratische Gesellschaften ist. © Jan Michalko/re:publica
Nanjala Nyabola machte in ihrem Talk „What Tech Can’t Fix“ deutlich, dass digitaler Fortschritt kein Garant für freie, demokratische Gesellschaften ist. © Jan Michalko/re:publica

In ihrem Talk „What Tech Can’t Fix“ problematisierte Nanjala Nyabola am Dienstag die Gleichsetzung von digitaler Entwicklung mit einer freien, demokratischen Gesellschaft. Nyabola, die sich mit ostafrikanischer Politik sowie mit Konflikten und Übergangsprozessen nach Konflikten beschäftigt, legte das Augenmerk auf die Bereiche, wo noch Handlungsbedarf besteht. Einer gespaltenen Gesellschaft, Korruption und sozialer Ungleichheit muss in anderer Weise begegnet werden. Technologie ist hier kein Allheilmittel.

Beide Reden sind vollständig zu hören unter: Nanjira Sambuli: The poli-tricks of tl;dr: the technical is political

Nanjala Nyabola: What Tech Can’t Fix

Sabrina Ingerl

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