Simbabwe „feiert“ 40-sten Geburtstag – zu Hause

Simbabwe „feiert“ 40-sten Geburtstag – zu Hause

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Im Jahr 2020 stehen in vielen afrikanischen Staaten runde Jubiläen ihrer Unabhängigkeit an (wir berichteten Anfang des Jahres). Durch die Corona-Pandemie werden die Feierlichkeiten vielerorts anders aussehen müssen als geplant... So auch am vergangenen Wochenende in Simbabwe.

Bei einer Protestaktion für Simbabwes Unabhängigkeit Quelle: http://www.aswnet.de/asw/asw-geschichte.html Urheber ASW - Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V.

Am vergangenen Samstag sollte die große und offizielle Feier zum 40-jährigen Bestehen des Landes Simbabwe stattfinden. Erst am 18. April 1980 war das Land offiziell und international als unabhängiger Staat unter dem heutigen Namen anerkannt worden.

Zum ersten Mal seit diesem Tag wollte das Land seine Unabhängigkeitsfeier zu diesem besonderen Jubiläum außerhalb der Hauptstadt Harare stattfinden lassen, nämlich im Barbourfields Stadion in Bulawayo. Dies sollte symbolisch und faktisch die Zielsetzung der Regierung unterstreichen, Simbabwes Dezentralisierung und die wirtschaftliche Entwicklung ländlicher Regionen zu fördern.

Doch durch die Coronapandemie und zur Prävention getroffenen Maßnahmen der Regierung sah auch die 40-Jahr-Feier Sibabwes nun ganz anders aus als geplant. Da große Menschenansammlungen zu diesem Zeitpunkt nicht erlaubt sind, gab es statt der geplanten Feierlichkeiten zahlreiche Ansprachen von nationalen und regionalen Repräsentant*innen. Lokale Politiker*innen riefen die Menschen in ihren Regionen dazu auf, zu Hause zu bleiben, die Rede von Präsident Mnangagwa in der Fernsehübertragung einzuschalten und die Feier dort stattfinden zu lassen.

Neben der Rede des Präsidenten wurden vor allem die Worte der Ministerin für Information, Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunk, Monica Mutsvangwa, häufig medial zitiert: „40 Jahre Unabhängigkeit. Der Unabhängigkeitstag fällt in eine Zeit, in der wir gemeinsam mit anderen Nationen die Pandemie bekämpfen, die weder Rasse, noch Alter, noch Religion oder Geschlecht kennt. […] Das soll uns jedoch nicht davon abhalten, diesen verheißungsvollen Anlass zu feiern. […] Am 18. April feiern wir die Geburt einer Nation, einer Nation, die aus dem Wunsch nach Freiheit errichtet wurde. Einer Nation, deren Gründungsprinzipien das Bedürfnis nach Unabhängigkeit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Freiheit sind.“

Einige sahen den Tag jedoch auch als Anlass, Kritik am derzeitigen Regime und der Lage der Nation zu üben. Nathan Banana, der Sohn von Simbabwes erstem Präsidenten Canaan Banana, beklagte unter anderem, dass die Bürger*innen, die meinten, frei zu sein, dennoch so viel wirtschaftliche Not ertragen müssten, und kritisierte die Dauerherrschaft der Partei ZANU-PF: „Ich hätte mir nie vorgestellt, dass, wenn ich das Alter von 53 Jahren erreicht habe, das Land immer noch von der gleichen Führungsriege angeführt wird, die mit meinem Vater zusammen regiert hat. […] Ein Kind, das in unserer sogenannten Unabhängigkeit geboren wurde, kann heute 40 Jahre alt sein, hat aber nie etwas anderes gekannt als eine Regierung unter ZANU-PF.“

Auch Stimmen aus der Bevölkerung gelangten teilweise in die Medien, jedoch zumeist solche, die den Lockdown befürworten und ihren Stolz auf Nation und Präsident zum Ausdruck brachten. Eine Frau aus der Kleinstadt Dangamvura wurde von Mbare Times zitiert: „Wir waren es gewohnt, jedes Jahr im Sakubva Stadion für die Feierlichkeiten des Unabhängigkeitstags zusammenzukommen, aber dieses Jahr werden wir das nicht tun. Ich persönlich bin froh, dass das Land sich dieser tödlichen Krankheit bewusst ist. Es bedeutet nicht, dass dieser Tag in irgendeiner Weise weniger wichtig wäre!“

 

Julia Bittermann