Spannend: Black History Weeks in Erlangen
Die Geschichte des Sklavenhandels ist kein abgeschlossenes Kapitel und verdient immer noch Aufmerksamkeit. In Tradition des Black History Month, der vielerorts im Februar gefeiert wird, macht Erlangen gerade mit verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen seiner eigenen Black History Weeks auf Schwarze Kultur und Geschichte aufmerksam.
Mit dem Thema „Die Folgen des transnationalen Sklavenhandels in Afrika, Europa und Amerika“ finden in Erlangen vom 20. September bis zum 11. November zum zweiten Mal die „Black History Weeks - Wochen der afrikanischen Diaspora“ statt. Die Idee dazu hatte vor einem Jahr die Stadträtin der Erlangener Grünen Liste Frau Dr. Herzberger-Fonana. Vorbild war die internationale UN-Dekade für Menschen mit afrikanischer Abstammung 2015 bis 2024 der Vereinten Nationen. Für dieses Jahrzehnt verpflichtete sich die internationale Staatengemeinschaft, die Anerkennung, die Rechte und Entwicklung von Menschen afrikanischer Abstammung zu unterstützen und Rassismus zu bekämpfen.
Nach den ersten Black History Weeks im vergangenen Jahr, die unter dem Thema „Ende des Zweiten Weltkriegs und die unmittelbaren Nachkriegszeit“ standen, widmen sich die diesjährigen Wochen dem transatlantischen Sklavenhandel und seinen historischen Folgen. Mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen und Ausstellungen wird auf die Bedeutung der afrikanischen Diaspora in Deutschland aufmerksam gemacht. Darüber hinaus wird auch auf andere europäische und afrikanische Länder geblickt.
In der Lesung am 01. Oktober informierte zum Beispiel Mustafa Olpak, Nachfahre eines kenianischen Sklaven, über die bisher kaum betrachtete Minderheit der Afro-Türken und las dazu aus seiner Familienbiografie vor.
Dass der Sklavenhandel kein vergangenes Problem ist, möchte Abidine Merzough, Mitglied der
Mauretanischen Antisklaverei Organisation SOS Esclaves zeigen. Sein Vortrag mit anschließender Diskussion findet am Freitag, 07. Oktober, um 20 Uhr in der Erba Villa statt. Inhalt ist die aktuelle Situation der Sklaverei und die Straffreiheit von Tätern des Sklavenhandels in Mauretanien, wo Sklavenhalter und -händler heute unbestraft leben.
Auch Mende Nazer weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, von Sklaverei betroffen zu sein. Die Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin erzählt am 18. Oktober um 20 Uhr in der Stadtbibliothek von ihrer Vergangenheit als Sklavin im Sudan und London und ihrer Flucht aus der sudanesischen Botschaft, mit der sie der Sklaverei entkommen konnte.
Von Montag, 31. Oktober, bis zum Ende der Black History Weeks kann im Foyer des Rathauses in Erlangen die Ausstellung „Verborgene Helden und Heldinnen“ betrachtet werden. Mittelpunkt der Ausstellung sind Kinder, die an amerikanische Plantagen, in die Türkei, den Iran, an europäischen Höfe und deutsche Privatleute verkauft wurden.
Ebenfalls am 31. Oktober referiert Katharina Oguntoye, Historikerin und Leiterin von JOLIBA – Interkulturelles Netzwerk in Berlin e.V., über ihr Buch „Eine afro-deutsche Geschichte:
Zur Lebenssituation von Afrikanern und Afro-Deutschen in Deutschland von 1884 bis 1950“.
Zum großen Abschluss der Veranstaltungswochen rappt die senegalesische Musikerin und Aktivistin Fatou Mandiang Diatta aka Sister Fa am 11. November um 21 Uhr im E-Werk über arrangierte Ehen, Aids und das schwere Leben der Landfrauen.
Bis auf das Konzert, für das ein Ticket 5 Euro/ermäßigt 3 Euro kostet, ist bei allen anderen Veranstaltungen der Eintritt frei.
Paula Nugel