Strukturelle Diskriminierung und Rassismus angehen – Im Interview mit Saraya Gomis

Strukturelle Diskriminierung und Rassismus angehen – Im Interview mit Saraya Gomis

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Saraya Gomis. Foto: Heinrich Böll Stiftung, Stephan Röhl, Flickr.com
Saraya Gomis. Foto: Heinrich Böll Stiftung, Stephan Röhl, Flickr.com

Die neue LoNam Printausgabe erscheint voraussichtlich diese Woche! Neben spannenden Beiträgen aus den Bereichen Politik, Kultur und Sport haben wir mit Saraya Gomis- Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung im Berliner Senat- unter anderem über strukturelle Diskriminierung, Rassismus und Polizeigewalt sowie deren Ausmaße gesprochen. 

Wir haben gerade den Vorfall in Dortmund erlebt, wo ein 16-Jähriger von der Polizei tödlich verletzt wurde. Wie kann so etwas passieren und wie können wir dagegen vorgehen? 

Das ist ein schrecklicher Vorfall. Ein junger Mensch ist tot. Aus meiner Berliner Perspektive kann ich sagen, dass die in meinem Bereich angesiedelte Ombudsstelle, bei der Diskriminierung im Zusammenhang mit Behörden gemeldet werden können, auch 100 Fälle in den vergangenen zwei Jahren verzeichnet hat, die mit der Berliner Polizei zu tun hatten. Oft geht es um Rassismus und Herabwürdigung. Das sind also nicht nur Einzelfälle. Und wir sehen häufig, dass die Polizei nicht angemessen geschult ist. Daraus resultierend rufen auch viele Menschen gar nicht mehr die Polizei, sondern greifen in Notlagen beispielsweise auf die Unterstützung von Initiativen zurück. Auch hier stellen sich institutionelle und strukturelle Fragen: Warum werden keine Psycholog*innen hinzugezogen? Schafft es die Polizei überhaupt, zu deeskalieren? 

Seit dem Ukrainekrieg fliehen viele Drittstaatler*innen nach Deutschland, unter ihnen viele afrikanische Studierende. Seit dem 1. September gibt es neue Regelungen. Welche Hilfsangebote gibt es für die Betroffenen?

Es gibt überhaupt nichts zu beschönigen an dem psychischen Stress, den die Ungewissheit über das Aufenthaltsrecht bei den Betroffenen auslöst. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass die neue Regelung hier in Berlin, aus einer Perspektive der Gleichbehandlung, nicht befriedigend ist. Der Fluchtgrund war für alle derselbe. Doch die 6-Monats-Regelung lässt ganz viele Menschen außen vor. Was wir aber tun können, ist, für eine bundesrechtlichRegelung zu kämpfen.  Gleichzeitig müssen wir auch den Kontakt zu den Beratungsstellen und Initiativen der Geflüchteten halten, um zu wissen, wo wir einen Beitrag leisten können. Denn auch hier sind die treibenden Kräfte natürlich zivilgesellschaftliche Initiativen der Betroffenen selbst. 

Die beiden Geschehnisse sind ein trauriges Abbild vom Ausmaß des institutionalisierten Rassismus in Deutschland. Saraya Gomis sieht im Rahmen ihrer Stelle als zivilgesellschaftliche Expertin für die Umsetzung des Landesaktionsplans gegen Rassismus im Bereich des Bildungssystems nun jedoch eine Möglichkeit, nachhaltig gegen eben diese Entwicklungen anzukämpfen. 

Frau Gomis, wo sehen Sie Handlungsbedarf im deutschen Bildungssystem?

Ein Teil des Handlungsbedarfs gilt erstmal für alle Formen von Diskriminierung.Das Dramatische ist, dass diese Forderungen nicht neu sind. Da sieht man, wie viel noch zu tun ist und wie sehr wir auch weiterhin die Bewegungen, Initiativen und Einzelpersonen brauchen, die die Dinge vorantreiben. Allgemein brauchen wir einen breiten flächendeckenden Teppich von Maßnahmen, die gut ineinander greifen, aber auch Veränderungen in der Gesetzgebung. Denn ich glaube nicht, dass einzelne Maßnahmen allein eine Veränderung bringen. 

Wie  also kann man konkret den Kampf gegen strukturelle Diskrimminierung unterstützen und einen Beitrag zur antirassistischen Bewegung leisten? Welche Maßnahmen werden gebraucht, um fortwährend die institutionelle Landschaft in Deutschland zu verändern?  Das und mehr verrät uns Saraya Gomis im vollständigen Interview der neuen LoNam Print Ausgabe. 

Die Fragen stellte: Victoria Baxter

Zusammengefasst von: Patricia Anin