Südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer verstorben
Johannesburg: Am 13. Juli ist die südafrikanische Autorin und Aktivistin im Alter von 90 Jahren im Kreise ihrer Familie gestorben. 1991 wurde Gordimer als siebte Frau und bisher einzige Südafrikanerin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Aufgrund der Kritik am Apartheidsystem, die aus ihren Romanen und Erzählungen hervorgeht, wurden mehrere ihrer Werke zu Zeiten des Apartheidregimes in der Heimat verboten.
Geboren in Springs bei Johannesburg wuchs Nadine Gordimer als Tochter jüdischer Eltern auf. Mit nur 15 Jahren veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte – mit 29 Jahren ihren ersten Roman. Zu ihren wohl bekanntesten Werken gehören die Romane „Die Hauswaffe“ und „Burgers Tochter“. Letzterer erzählt die Geschichte einer weißen Südafrikanerin der Mittelschicht, die sich zur Kämpferin gegen die Apartheid entwickelt. In 15 Romanen und über 200 Kurzgeschichten bleibt sie diesem Thema treu, nimmt jedoch die Perspektive verschiedener Protagonist_innen jeglicher gesellschaftlicher und ethnischer Gruppen ein.
1974 wurde Gordimer für „Der Besitzer“ mit dem britischen Booker Prize ausgezeichnet und erhielt in den Folgejahren von mehreren Universitäten im Ausland die Ehrendoktorwürde. 1991 folgte der Literaturnobelpreis, für den sie mehrfach nominiert wurde, und nach Ende der Apartheid der Titel zur UN-Sonderbotschafterin.
Gordimer trat 1990 der Partei ANC (African National Congress) bei und half ihrem Freund Nelson Mandela beim Verfassen seiner berühmten Rede „I am prepared to die“, welche er im April 1964 vor Gericht hielt. Gordimer sah sich selbst jedoch primär als Künstlerin und nicht als Politikerin, weshalb sie eine Kandidatur bei den Wahlen 1994 ablehnte.
Bis zuletzt war die Autorin politisch engagiert. 2012 wurde ihr letzter Roman „Keine Zeit wie diese“ publiziert. Darin setzt sie sich kritisch mit dem heutigen ANC unter Jakob Zuma und der Enttäuschung vieler Südafrikaner_innen auseinander. Nadine Gordimer machte Zeit ihres Lebens mithilfe ihres Schreibens auf gesellschaftliche und psychologische Folgen der Apartheid aufmerksam und wird somit als prägende Autorin und Widerständlerin in Erinnerung bleiben.
Antonia Below