Zum zweiten Mal in Folge: Eliud Kipchoge ist Welt-Leichtathlet des Jahres 2019
Noch vor seinem Rekordlauf in Berlin 2018 wurde Kipchoge von der New York Times als der „größte Marathonläufer aller Zeiten“ betitelt. Schon zu diesem Zeitpunkt galt er als amtierender Olypiasieger mit acht gewonnen Marathons als Legende.
In der Dezember-LoNam durften wir darüber berichten, wie Eliud Kipchoge es schaffte, die Zwei-Stunden-Marke des Marathons zu knacken – wenn auch inoffiziell. Zum Ende des Jahres wurde er zum zweiten Mal infolge vom Leichtathletik Weltverband zum Welt-Leichtathleten des Jahres ernannt. Wer ist der erfolgreiche Läufer, von dem manche behaupten, er sei unbesiegbar?
Eliud Kipchoge wurde am 5. November 1984 in Kapsisiywa geboren. Die ländliche Gegend liegt im Nandi County von Kenia, einer als Heimat zahlreicher international erfolgreicher Mittel- und Langstreckenläufer bekannten Region. Als Kind soll Kipchoge regelmäßig zur Schule gejoggt sein, einfach, um schneller von A nach B zu kommen.
Sein Vater war früh gestorben. Doch der junge Eliud fand in Patrick Sang eine neue männliche Bezugsperson. Sang war, nachdem er 1992 seine Silbermedallie bei den Olympischen Spielen gewonnen hatte, nach Kapsisiywa zurückgekehrt. Laut seiner eigenen Erzählung, sei eines Tages ein Junge zu ihm gekommen, der ihn um einen Trainingsplan bat. Erst nach Monaten, und nachdem Kipchoge sein erstes lokales Rennen gelaufen war und gewann, habe er den Jungen nach seinem Namen gefragt – und überrascht festgestellt, dass Kipchoges Mutter Sangs Erzieherin gewesen war. Von diesem Tag an waren die beiden verbunden.
Am Anfang seiner Karriere waren Eliuds Paradedisziplin die 5000 Meter. Mit gerade mal 18 Jahren besiegte er im Jahr 2003 den Marokkaner Hicham El Guerrouj, zu dem Zeitpunkt Weltrekordhalter, und wurde Weltmeister. 2004 und 2008 gewann er bei den Olympischen Spielen Bronze und Silber.
Als er es 2012 nicht ins olympische Team schaffte, beschloss er, lieber Marathon zu laufen. Gleich sein Debüt in Hamburg 2013 gewann er mit nur 2:05:30, was ein neuer Streckenrekord war. Im gleichen Jahr wurde er beim Berliner Marathon zweiter, alleine geschlagen durch seinen Landsmann Wilson Kipsang, der bei diesem Rennen einen neuen Weltrekord setzte. Danach folgt eine schier unfassbare, Jahre andauernde Siegesserie.
Er gewann Marathons in Rotterdam, Chicago, Berlin und London, letzteren gar ganze vier Mal und stellte auch dort einen Streckenrekord auf. 2016 wurde er Olympiasieger. 2017/18 gewann er zum zweiten Mal die World Marathon Majors Serie.
Bei seinem dritten Sieg des Berlin-Marathon 2018 verbesserte er den Marathon-Weltrekord um 78 Sekunden auf 2:01:39 h. Doch sein erklärtes Ziel war zu diesem Zeitpunkt längst, der Welt zu beweisen, dass die magische Zwei-Stunden-Marke zu knacken, nicht unmöglich sei.
Für Kipchoge scheint wirklich nichts unmöglich zu sein. Im Oktober 2019 schließlich schrieb er endgültig Marathon-Geschichte: Kipchoge startete im Wiener Prater, unterstützt von 41 regelmäßig ausgetauschten Tempomachern, darunter mehreren Olympia- und WM-Medaillengewinnern, und erreichte sein Ziel nach 1:59:40 h. Die Zeit wird wegen fehlender Wettkampfbedingungen nicht als Weltrekord anerkannt. Dennoch sprach die ganze Welt darüber, und Menschen in seiner Heimat hätten auf den Straßen getanzt.
Kipchoge, der auch als „Philosoph“ der Marathon-Läufer bezeichnet wird, begründete seine Ambition mit dem berühmten Ausspruch: „No Human is limited“ („Kein Mensch hat Grenzen“). Er wolle den Menschen auch die geistigen Eingrenzungen nehmen.
Eine genauere Beschreibung seines legendären Laufs in Wien, der die Zwei-Stunden-Marke knackte, finden Sie in der aktuellen Ausgabe der LoNam. Die Karriere von Eliud Kipchoge werden wir auch in Zukunft für Sie aufmerksam verfolgen.
Julia Bittermann